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Im Jahre 1922 beschlossen die sechs Oberdörfler, J. Bolliger-Bachmann, Kanalstr. 235, W. Neuschwander-Fretz (Jaser), Kanalstr. 237, A. Liechti-Hunziker,Kanalstr.238, A. Schenk-Müller, Oberdorf 239, J. Liechti-Stauffer, Oberdorf 244 und G. Nöthiger-Stammbach, Oberdorf 68 eine gemeinsame Wasserversorgung zu erstellen.
Das nötige Quellenrecht konnten sie vom Besitzer der Stickel-Liegenschaft, den Gebrüdern Otto und Emil Bertschi, erwerben. Im Jahre 1923 begannen sie mit den nötigen Arbeiten: Fassen der Quellen, erstellen der Brunnstube, des Reservoirs, sowie des Leitungsnetzes. Alle Arbeiten wurden im Frondienst verrichtet und jeder der sechs steuerte für den Kauf des Materials und die Bezahlung der benötigten Fachleute 500.- Fr. bei. Für diesen Betrag musste damals jeder, je nach seiner beruflichen Stellung, den Arbeitsverdienst von 500 bis 800 Arbeitsstunden aufwenden.
Das Wasser der erschlossenen Quellen, die heute immer noch 21 Min/lt. liefern, wurde gemäss Eintrag im Grundbuch, welcher im Jahre 1924 erfolgte, zu je 4/30 auf die sechs Teilhaber aufgeteilt. Die restlichen 6/30 erhielt die Kapelle der evangelischen Gemeinschaft, wie sich die EMK damals noch nannte, von den Gebrüdern Bertschi als Schenkung und damit wurde die Kapelle ebenfalls an das Netz dieser Wasserversorgung angeschlossen.
Später konnten die Eigentümer der Wasserversorgung Oberdorf auch von O. Bolliger auf dem Vorderhubel eine Quelle, die je nach längerfristiger Wetterlage zwischen 11 und 16 Min/lt. Wasser liefert, erwerben. Sie erstellten auch diese Anlage: Quellfassung, Brunnstube und die verbindende Wasserleitung zum bestehenden Netz, in Fronarbeit.
Ausser dem Wechsel der Liegenschaft Oberdorf 244 zu E. Bolliger-Basler, welcher seit den 60er Jahren bis 1992 in verdankenswerter Weise die Wasserversorgung im Sinne und Geist der Gründer betreute, änderte sich an der Gemeinschaft während Jahrzehnten nichts.
Die damaligen Oberdörfler haben in einer schweren Zeit eine eigene Wasserversorgung geschaffen, die im Prinzip auch den heutigen Ansprüchen noch vollauf genügt. Mit wenig Mitteln und viel Fronarbeit haben die beteiligten Familien damals ein Werk erstellt, das auch Jahre danach unsere volle Anerkennung findet. Das Quartierfest vom 21. August 1999 und diese Aufzeichnungen, sollten diese Anerkennung zum 75-Jahr-Jubiläum zum Ausdruck bringen.
Im Laufe der Jahre kamen 8 neue Wasserbezüger dazu. Da die im Grundbuch eingetragenen Besitzer die Aufteilung ihrer Wasserrechte beibehalten wollten, wurden diese Neuen der Wasserversorgung als Abonnenten angeschlossen. Im Verlaufe dieser Zeit musste ab und zu auch einen Leitungsteil ersetzt werden, was, aus der nötigen Facharbeit, auch immer in Fronarbeit erledigt wurde.
Im Jahre 1954 erstellte die Gemeinschaft ein erstes Reglement, mit welchem sie die hauptsächlichsten Punkte bezüglich der Verwaltung, des Unterhalts der Anlage, des Wasserzinses und anderes mehr regelte. Die im Herbst 1992 neu gewählte Brunnenkommission erneuerte dieses Reglement und glich es demjenigen der Gemeinde Uerkheim an. Gleichzeitig wurde die Kapelle der EMK den sechs Mitgliedern der Wasserversorgungs-Gemeinschaft gleichgestellt.
Um absehbaren, kostspieligen Reparaturen an der Hauptleitung, welche unter den Vorplätzen der relativ neuen Häuser, rechts von der Kanalstrasse verlief, vorzubeugen, wurde im Frühjahr 1997 unter der Regie von Urs Bolliger, Brunnenmeister, eine neu Hauptleitung erstellt. Diese verläuft durch das Wiesland hinter den älteren Häusern an der Kanalstrasse und mündet unterhalb der Halde wieder in die alte Leitung ein.
Im November 1997 nahm die Brunnenkommission, in welche Andreas Moser Einsitz nahm, die bereits früher diskutierte Idee, die Gemeinschaft in eine echte Genossenschaft umzuwandeln und die Abonnenten in diese aufzunehmen, wieder auf. Nach dem alle Beteiligten der Umwandlung zustimmten, und sich insbesondere die bisherigen Abonnenten bereit erklärten, gegen ein bescheidenes Eintrittsgeld der Genossenschaft beizutreten, konnte diese am 23. November 1998 gegründet werden. Bei der Umwandlung kamen uns die Kenntnisse von Herrn Hans Geiger-Hirsbrunner, Kanalstrasse 251, ehemals Gemeindepräsident von Niederlenz, welcher mit der Umwandlung ebenfalls Genossenschafter wurde, sehr zustatten.
Die Eintragung der Wassergenossenschaft WVG Oberdorf-Uerkheim in das Handelsregister ist erfolgt und die entsprechende Änderung im Grundbuch erfolgte in den nächsten
Wochen.
Die Brunnenkommission besteht zur Zeit aus:
E. Bolliger-Neuschwander, Präsident und Aktuar
A. Moser, Brunnenmeister
G. Hunziker-Häfelfinger, Kassier (Vertreter der Kapelle der EMK)
M. Leuppi-Zeller, Beisitzer
Zur Genossenschaft gehören 13 Liegenschaften, bzw. deren Besitzer, sowie der Besitzer eines Grundstückes mit Fluranschluss.


Zu den privaten Wasserversorgungs-Anlagen allgemein
In den 70 er und 80 er Jahren gab es Kreise, die den privaten Wasserversorgungs-Genossenschaften regelrecht den "Kampf' ansagten. Sie hielten sie für unzweckmässig, zu kostspielig und zu reparaturanfällig. Der allgemeine Trend lief in Richtung grosser, teils Gemeinde übergreifenden, durch Grundwasser gespiesene Anlagen. Ja, vielerorts schwörte man sogar auf das Grundwasser und hatte für Anlagen, die durch Quellwasser versorgt wurden, nur ein müdes Lächeln übrig. In dieser Zeit wurden grössere, aber vor allem kleinere, private Wasserversorgungen aufgegeben, oder wurden gar von den Gemeinden zur Aufgabe gezwungen. Teils wurden die betreffenden Anlagen übernommen, teils jedoch lediglich die Haushalte an die Wasserversorgung, der Gemeinde angeschlossen und die Quellfassungen ihrem Schicksal überlassen. Natürlich gab es darunter Versorgungen, die in Bezug auf ihren Zustand und ihr Kostenstruktur tatsächlich privat nicht mehr weiter geführt werden konnten. Wenn man die Verwaltung und Betreuung, sowie Reparatur- und Erneuerungskosten von kleinen Wasserversorgungen, über einen Einheitskostensatz mit grossen Anlagen vergleicht und dabei ehrenamtliche Leistungen ausser Acht lässt, stimmt es natürlich, dass die kleinen Versorgungen pro Anschluss viel teurer sind, als die grossen. Die Sicht aus diesem Blickwinkel hat nebst anderen Gründen, ebenfalls dazu geführt, dass kleinere Anlagen aufgegeben wurden.
In den letzten Jahren hat sich das "Blatt" wieder zugunsten von Quellfassungen und auch zu privaten Wasserversorgungen gewendet. Das Anzapfen von Grundwasser überall und in jeder Lage, ist nicht mehr der Weisheit letzter Schluss. Ausländische Geologen, die sich weltweit mit dem Problem von gutem Trinkwasser auseinandersetzen, beglückwünschen uns in der Schweiz, dass wir so viele kleinere und grössere Quellen haben, die sauberes Trinkwasser liefern, erwähnen aber auch, dass wir dieses verantwortungsvoll nutzen sollen. Gemäss diesen, global tätigen Wasserfachleuten wird sauberes Trinkwasser in den nächsten Jahrzehnten zu einem der rarsten und kostbarsten Güter auf unserer Erde. Sie bekunden auch ihr Interesse an kleineren, privaten Wasserversorgungen und richten solche, wo das möglich ist, (Südamerika, Afrika) ein und warnen vor riesengrossen, staatlichen Anlagen, die dann zu einem Politikum werden können. (Streik der Wasserwerk-Arbeiter in vergangenen Tagen in Israel!)
Selbst Schweizerische Verwaltungsfachleute, die sich mit den Kosten von Anlagen in grossen Agglomerationen (Zürich, Bern usw.) befassen, sind heute gegenüber kleinen, privaten Wasserversorgungen weit milder gestimmt als auch schon. Man vertritt heute die Meinung, dass solche Anlagen, wenn sie ehrenamtlich verwaltet, betreut und kleinere Reparaturen ebenso vorgenommen werden, also nur das Material verrechnet wird, kostenmässig nicht viel schlechter dastehen, als die grossen, für den Einzelnen, anonymen Anlagen.
Die privaten, überschaubaren Wasserversorgungen haben aber auch noch einen anderen Wert. Sie fordern den Gemeinschaftssinn. Etwas, das in den letzten Jahren immer mehr und mehr verloren gegangen ist. Das ist unsere Anlage, das ist unser Wasser, also tragen wir Sorge dazu.